Eine Nacht im Hotel

Sein Schatten fällt still in das Zimmer;
Zum Fenster klettert er herein.
Der weiße blasse Mondesschimmer,
Der soll der einzig Zeuge sein.

Ein dicker Herr mit Wangenröte,
Den Schweiß auf Händen und Gesicht,
Gab ihm viel Geld, um hier zu töten.
Die Gründe kümmern dabei nicht.

Zur Bettstatt schleicht er, zieht das Messer,
Die Gurgel schneidet es sehr schnell.
Noch nie gelang der Schnitt ihm besser;
Nicht mal am Tag, wenn es noch hell.

Er dreht den Körper auf den Rücken,
Will seines Opfers Augen seh'n,
Doch was die seinen dort erblicken,
Lässt ihn nur schaudernd stockend steh'n.

Erst schreckhaft, fragend blickend später,
Das Antlitz rot von seinem Saft,
Erkennt den eignen Sohn als Täter;
Doch schon verlässt ihn seine Kraft.

Der Sohn steht steinernd vor den Gliedern;
Selbst atmen kann er nurmehr kaum;
Kann nur den toten Blick erwidern,
Da bricht die Garde in den Raum...

Der dicke Herr reibt sich die Hände.
Er stellt sich's vor, das Bett voll Blut.
Sein Konkurrent ist nun am Ende,
Und mit ihm dessen elend' Brut...

© Sven Böcker / Ythcal 2002